Jan Costin Wagner - Sommer bei Nacht
Wenn das Unfassbare geschieht ...
Inhaltsangabe:
Ein Kind verschwindet. Dabei hat seine Mutter den Jungen nur für wenige Momente aus den Augen gelassen. Die Ermittlungen beginnen und schnell stößt die Polizei auf Verbindungen zu einem weiteren vermissten Jungen. Zum Auftakt seiner neuen Reihe erzählt Krimipreisträger Jan Costin Wagner eine spannungsgeladene Geschichte auf einmalig einfühlsame und literarisch meisterhafte Weise.
Die Ermittler Ben Neven und Christian Sandner machen sich auf die Suche nach dem fünfjährigen Jannis. Zeugen erinnern sich, dass ein Mann mit einem Teddybär auf dem Arm das Kind während des Flohmarkts in der Grundschule angesprochen hat. Schnell wird Ben und Christian klar, dass sich die schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten. Und nicht nur das: es scheint einen direkten Zusammenhang mit der nie aufgeklärten Entführung eines weiteren Kindes in Österreich zu geben. Die beiden Polizisten stoßen auf finstere Abgründe.
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Dieses Buch fand ich sehr beklemmend, denn ich fühlte mich beim Lesen an aktuelle Geschehnisse erinnert, die so furchtbar sind, dass sie mir das Blut in den Adern gefrieren lassen. Jan Costin Wagner hat einen bildhaften, aber besonderen Schreibstil. Viele kurze Sätze, teils stakkatoartig, aber immer sehr pointiert, haben am Anfang meinen Lesefluss etwas gehemmt und ich musste mich erst einmal auf diese Art des Erzählens einlassen. Aber sie bringen dadurch dem Leser die Gedanken und Gefühle der Protagonisten näher.
Zitat:
Er schweigt. Glaubt, verhaltenen Applaus zu hören. Vielleicht täuscht er sich. Unerträglich. Sich mit den Tätern gemein zu machen. Inakzeptabel. Die Ministerin spricht. Der Psychologe spricht. Der Journalist spricht. Ein Lächeln der Ministerin streift ihn. Die Moderatorin sagt einen Einspieler an, der noch einmal eine Chronologie der Ereignisse liefert, den Sportler betreffend. Ben lehnt sich zurück. Lauscht den Worten nach, die er gesprochen hat. Die Kopfschmerzen haben sich zurückgezogen. Haben sich ins Gegenteil verkehrt, sein Kopf fühlt sich ganz leicht an. (Pos. 2213)
Die einzelnen Kapitel werden noch einmal unterteilt, indem sie aus der Sicht der verschiedenen Protagonisten erzählt werden. Diese Perpektivwechsel geben uns etwas vom Innenleben der handelnden Personen preis, einiges davon aber nur angedeutet, was mich als Leser neugierig machte, da ich nicht wusste, wie ich die Situation einordnen sollte.
Zitat:
Er ringt mit sich. Zögert. Lässt die Finger auf der Tastatur ruhen. Hält inne. Dann aktiviert er die Bilder, lässt sie ablaufen. Würde er es nicht tun, würde er verrückt werden. Er weiß das, er weiß auch, dass niemand ihn versteht. Niemand würde es verstehen. Niemand weiß davon. (Pos. 935)
Das Handlungstempo lässt etwas zu wünschen übrig, aber der Spannung tut dies absolut keinen Abbruch. Der Autor führt verschiedene Fäden, von denen man erst nicht ahnt, dass sie zusammengehören, am Ende gekonnt zusammen und überrascht den Leser mit einem Ende, das ich so nicht vermutet hätte. Der Schluss lässt mich mit einigen Fragen zurück. Dies war vom Autor bestimmt beabsichtigt, um den Leser gespannt auf den nächsten Teil warten zu lassen.
Persönliches Fazit: Dieses Buch ist kein typischer Krimi, es ist ein Roman, der zwar etwas melancholisch daherkommt, aber literarisch anspruchsvoll ist und den man nicht einfach so nebenbei lesen kann. Wenn man sich auf die Protagonisten einlässt, wird man in die Geschichte eingesogen und fiebert bis zum Schluss mit. Ich gebe sehr gern eine Leseempfehlung.
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Bibliografie:
Autor: Jan Costin Wagner
Verlag: Galiani-Berlin
ISBN: 3869712082
Reihe: Teil 1
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 13.02.2020
Seitenanzahl: 320
Format: Hardcover: 20,00 € / E-Book: 16,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja
Rezension: © Recensio Online, Elisabeth
Cover Original: © Galiani-Berlin
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