RO: Am 13. September erschien mit „Der Eisjunge“ der neunte Fall für Nils Trojan. Ich kann mir vorstellen, dass du immer noch ziemlich aufgeregt deswegen bist.
Max: Natürlich bin ich aufgeregt. Gerade in den letzten Tagen vor dem Erscheinungstermin steigt die Spannung. Der Moment, da mein Buch in die weite Welt entlassen wird, ist jedes Mal besonders ergreifend.
RO: Stand für dich von Anfang an fest, dass dies eine längere Reihe werden würde?
Max: Ich habe die Bücher um Kommissar Nils Trojan von Anfang an als Reihe konzipiert. Dass mit dem „Eisjungen“ schon der neunte Fall erscheint, freut mich sehr. Denn es ist ja mit Band eins längst nicht abzusehen, wie lange die Leserinnen und Leser einer Ermittlerfigur die Treue halten. Nils Trojan ist offenkundig vielen ans Herz gewachsen, und das spornt mich an.
RO: Klappentext oder Plotidee, auf was konzentrierst du dich zuerst? Und ist das bei jedem Buch anders?
Max: Ich gehe von den Figuren aus. Meine Bücher orientieren sich an starken Charakteren. Aus der Psychologie der handelnden Person heraus, meistens dem Gegenspieler für Trojan, entwerfe ich den Plot. Beim Entwurf der Handlung setze ich alles auf eine ausgefeilte Spannungsdramaturgie und arbeite mit Plotpoints und überraschenden Wendungen. Hohe Spannung plus tief ausgelotete Charaktere, das sind die beiden Grundsäulen meiner Thriller.
RO: Du hast dich für Berlin als Schauplatz entschieden, warum? Weil du selbst dort geboren wurdest?
Max: Klar, ich liebe diese Stadt, auch wenn sie manchmal extrem nervt. Zudem bin ich der Meinung, dass sich ein Autor an den Schauplätzen seiner Bücher gut auskennen sollte. Die besondere Atmosphäre, den speziellen Duft einer jeder Straßenecke in meine Thriller einzuarbeiten, ist mir wichtig. Schließlich möchte ich meine Leserinnen und Leser auf eine aufregende und authentische Reise mitnehmen.
RO: Deine Psychothriller sind mitunter ziemlich grausam und brutal. Fällt es dir leicht, dich mit den schlimmsten menschlichen Abgründen zu befassen?
Max: Ganz und gar nicht. Die Täterfigur auszuloten, ist für mich die größte Herausforderung. Sich den Abgründen der menschlichen Seele zu stellen, erfordert viel Kraft. Umso wichtiger ist es mir, eine Gegenfigur zu gestalten, einen wie Nils Trojan, der im Ringen mit den negativen Energien trotz seiner eigenen Schwächen niemals aufgeben würde.
RO: Wie wichtig ist für dich Recherche? Wie gehst du dabei vor?
Max: Beim Entwurf einer Figur eigne ich mir das entsprechende Hintergrundwissen an, verschlinge Sekundärliteratur und spreche gezielt Experten an. Als ich zum Beispiel den Plot für „Der Schmetterlingsjunge“ entwarf, wurde ich zum Insektenforscher, beim „Eisjungen“ habe ich mich mit einem anderen hoch komplexen Berufsbild befasst, das ich an dieser Stelle noch nicht verraten möchte.
RO: Gibt es Tabuthemen für dich?
Max: Ein Thema an sich sollte nicht tabu sein. Allerdings kommt es auf die Art an, wie man es als Autor behandelt. Ich persönlich lege Thriller weg, bei denen bei mir der Verdacht entsteht, dem Verfasser geht es um nichts weiter als den Schockeffekt.
RO: Wie viel von dir steckt in deinem Protagonisten Nils Trojan?
Max: Ich habe Trojan, vielleicht sogar unbewusst, ein paar Eigenschaften von mir mitgegeben, weiß aber auch, dass er eine eigenständige Persönlichkeit ist. Ich folge ohnehin dem Credo: Meine Hauptfigur ist klüger als ich selbst. Gerade zum Showdown hin lasse ich mich gerne von ihm überraschen. Ich denke, das ist die große Kunst, einer Figur so viel Raum zu geben, dass sie sich frei entwickeln kann.
RO: Planst du ein Buch oder eine Buchreihe ohne ihn?
Max: Mit „Das Porzellanmädchen“ und „Rotkäppchens Traum“ gab es ja bereits zwei Thriller ohne Trojan. Das waren aufregende Reisen. In dieser Richtung wird es sicher weitergehen. Ob daraus vielleicht eine neue Buchreihe entsteht – mal sehen.
RO: Nach deinem Schauspielstudium warst du an verschiedenen Bühnen tätig, wie kamst du schließlich dazu, ein Buch zu veröffentlichen?
Max: Ich habe die Schauspielerei zwar immer geliebt, aber das Theaterleben empfand ich irgendwann als zu eitel und selbstbezogen. Mir lag auch als Schauspieler daran, Geschichten zu erzählen. So schrieb ich dann meine eigenen Theaterstücke. Bis mir eine so eine wahnsinnige Figur wie der „Federmann“ im Kopf herumspukte. Und ihm gegenüber dieser Nils Trojan, der mir schließlich zuraunte: Schreib mich endlich auf. So betrat ich die Thriller-Bühne, und da bin ich nun.
RO: Mit welchen Preisen wurdest du bisher ausgezeichnet, und welchen Preis hättest du gern im Regal stehen?
Max: Ich bekam für meine Theaterstücke, damals noch unter meinem bürgerlichen Namen Dirk Dobbrow, unter anderem den Kleist-Förderpreis und den Else-Lasker-Schüler-Stückepreis. Das sind für Dramatiker wichtige Preise. Als Thrillerautor wäre ich froh, wenn irgendein genialer Filmschauspieler mal den Mut aufbrächte, den „Federmann“ zu spielen. Das wäre schon Auszeichnung genug.
RO: Worauf können wir uns in Zukunft freuen? Sind Veranstaltungen geplant?
Max: Ich lese am 24. September bei Leuenhagen & Paris in Hannover, am 25. September beim Festival „Mord am Hellweg“ in Selm und am 20. Oktober beim Erfurter Krimifestival aus dem „Eisjungen“. Einzelheiten findet ihr auf meiner Website (www.max-bentow.de). Ich freue mich auf euch!
RO: Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg - und dass sich vielleicht doch eines Tages ein Schauspieler traut, in Nils' Rolle zu schlüpfen!
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