Inhaltsangabe:
Im Herbst 1940 ist eine Gruppe Männer, eingepfercht in einem Güterwaggon, auf dem Weg ins Konzentrationslager Auschwitz. Unter ihnen ist Tomasz Serafinski alias Witold Pilecki, ein Hauptmann der Geheimen Polnischen Armee. Seine Mission: ein Netzwerk von Widerstandskämpfern innerhalb des Lagers aufzubauen. Eine Aufgabe, die sich als äußerst heikel erweist, zu groß sind die Verstörung und die Angst der Gefangenen ob der Bestialität ihrer Wärter. Pilecki berichtet seinen Vorgesetzten pflichtbewusst über das Grauen, aber auf den Befehl zum Aufstand wartet er vergeblich. Im April 1943, nach 945 Tagen in der Hölle, gelingt ihm die Flucht. Dies ist ein Bericht seiner Erlebnisse.
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Wie seltsam es klingt, wenn man von Besuchen spricht. Als wäre ein KZ eine Einrichtung wie ein Kino, Restaurant oder Tierpark. Dabei wurden in solchen Lagerkomplexen zu Zeiten des Nationalsozialismus Menschen getötet.
Auschwitz ist wohl jedem geläufig. Dazu gehörten die Konzentrationslager Auschwitz (Stammlager) und Monowitz, das Vernichtungslager Birkenau sowie circa 50 weitere Außenlager. Das Ganze wurde von 1940 bis 1945 von der SS betrieben. Per Bahn wurden Gefangene dorthin transportiert, darunter etwa 90% Juden. Und hier beginnt die Story von Rapport W.
W. Witold Pilecki. Ein Offizier der Zweiten Polnischen Republik, Gründer der Widerstandsbewegung Geheime Polnische Armee, Mitglied der Heimatarmee - und der Mann, der freiwillig nach Auschwitz ging. Zugegebenermaßen dachte ich beim Buchtitel zuerst daran, es würde sich bei Pilecki um eine fiktive Figur handeln. Leider habe ich mich nie gründlich mit dem Holocaust und verwandten Themen befasst (und auch die Buchbeschreibung offenbar nicht richtig wahrgenommen), sodass mir erst beim Lesen bewusst wurde, dass es ihn wirklich gab. Diesen polnischen Helden. Womöglich war die Bildungslücke auch Schuld daran, dass ich mit dem Buch so meine Probleme hatte. Mancher Hinweis brachte mich zum Grübeln, einiges musste ich querlesen und wiederum anderes googeln. Vorteil: Ich habe mich (endlich) mit der Thematik auseinandergesetzt. Und war am Ende ziemlich betroffen.
Zitat Seite 134: "Es gab ein Schlachthaus. Es befand sich neben dem Krematorium, von dem die Asche stammte, die zum Düngen der Erde diente."
Die erdrückenden Empfindungen wurden durch die trostlos und kalt wirkenden Illustrationen in Blau- und Rottönen verstärkt. Manchmal standen nur wenige Worte dabei, manchmal keine. So ließ ich die Szenen auf mich wirken und mich von ihnen ergreifen. Das Artwork ist nicht sehr detailliert und anspruchsvoll, sondern zeigt Menschen und Gegenstände eher oberflächlich. Trotzdem bleiben sie nicht distanziert, sondern wecken das Interesse. Man möchte verstehen, wen oder was man da sieht. Ist erschrocken darüber, wie schnell aus einer vermeintlich normalen Situation etwas Furchtbares entstehen kann. Ich vermute, dass Gaétan Nocq genau diese Schrecken, das Trostlose, Unwirkliche, Abscheuliche in den Zeichnungen festhalten wollte.
Zitat Seite 194: "Sie wurden zum Block 3 gebracht. Dort wurde ihnen mitgeteilt, dass sie im Laufe des Tages erschossen werden würden."
Persönliches Fazit: Ein Zeitzeugnis als Graphic Novel, wichtig und ergreifend, mit Illustrationen, die sowohl zum Nachdenken anregen als auch eine gewisse Leere in einem hinterlassen. Dieses Buch vergisst man garantiert nicht so schnell.
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Bibliografie:
Autor: Gaétan Nocq
Verlag: Splitter
ISBN: 978-3-96219-134-4
Reihe: -
Genre: Graphic Novel, Roman, Zeitgenössisches
Erscheinungsdatum: 22.09.2021
Seitenanzahl: 264
Format: HC: 35 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja
Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, ars.apparendi
Cover Original: © Splitter
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