Rory Power - Wilder Girls

Du wirst dich verändern, wirst du auch überleben?

Inhaltsangabe:

Seit achtzehn Monaten steht das Mädcheninternat von Raxter Island unter Quarantäne, denn eine gefährliche Seuche hat sich ausgebreitet: Bei den Schülerinnen löst sie grausige Mutationen aus, die Lehrerinnen starben eine nach der anderen. Die Natur auf der Insel ist wild und unberechenbar geworden. Zum Überleben braucht man Freundinnen, die alles für einen tun würden – so wie Hetty und Reese für Byatt. Denn als Byatt verschwindet, beginnen die beiden eine verbotene Suche, bei der sie auf grausamere Wahrheiten stoßen, als sie es sich je hätten ausmalen können …
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Während ich diese Zeilen schreibe, huscht mein Blick immer wieder in Richtung Cover. Ich hatte mich vor dem Lesen gefragt, warum ausgerechnet dieses gewählt wurde, was es mir sagen soll. Nun weiß ich es. Im Nachhinein kann ich sagen, dass es all das widerspiegelt, was ich als Beobachterin miterlebt habe. Und lasst euch bloß nicht von den zarten Blüten und den harmonischen Farben blenden. Der Plot hat es faustdick hinter den Ohren.
 
"Wir sollten nicht hier sein. Dieser Ort gehört nicht mehr uns." (Zitat S. 51)

Wir befinden uns auf Raxter Island; genauer gesagt in einem Mädcheninternat vor Ort. Reese, Hetty und Byatt sind mit ein paar anderen Mädchen in Quarantäne und dürfen das Schulgelände nicht verlassen. Zu gefährlich ist die sogenannte Tox, die sich ausbreitet und von Mensch, Tier und Umgebung Besitz ergreift. Die Autorin hat die Veränderungen so detailliert beschrieben, dass ich eine Gänsehaut bekam. Bei jedem Mädchen zeigen sich die Folgen des Virus ganz unterschiedlich: Sie bekommen Blasen, die aufplatzen; ihnen wächst das Rückgrat nach außen; sie verlieren Augen; einige zerbrechen regelrecht an der Tox. Body Horror und Dystopie - kann das funktionieren? Es kann! Die bedrückende Stimmung wurde noch zusätzlich verschärft, als klar wurde, dass alles noch viel schlimmer kommen kann. Hunger. Durst. Einsamkeit. Probleme, mit denen die Mädchen, ihre Schulleiterin und die letzte verbliebene Lehrerin kämpfen müssen. Und dann passiert etwas, was mich so arg berührt hat, dass ich kurz innehalten musste. Mein Kopfkino und die Tatsache, dass ich sehr empathisch bin, sorgten dafür, dass ich mir die schrecklichen Szenen bildlich vorgestellt habe. Weil ich gar nicht anders konnte. Man wird einfach sogartig mitgerissen, leidet mit, ist genauso verzweifelt wie alle Figuren in der Geschichte, sucht nach einem Hoffnungsschimmer, möchte einfach runter von dieser gottverdammten Insel. Puh!
 
"An manchen Tagen ist es okay, an anderen zerbricht es mich fast. Die Leere am Horizont, der Hunger und die Frage, wie wir das hier überleben sollen, wenn wir einander nicht überleben." (Zitat S. 47)

Apropos Figuren: Mir sind die drei Hauptcharaktere - Reese, Hetty und Byatt - sehr ans Herz gewachsen. Obwohl ihnen etwas mehr Tiefe sicher gut getan hätte, konnte ich dennoch einen Bezug zu ihnen herstellen, mich in sie hineinversetzen und mitfühlen. Jede von ihnen hat besondere Merkmale, und es war manchmal nicht leicht, zu akzeptieren, was mit ihnen geschehen ist und wie sie zu "Wilder Girls" wurden.

Persönliches Fazit: Eine gefährliche Seuche, die sich immer weiter ausbreitet und alles Leben gravierend verändert. Ein Thema, das an sich nicht neu ist, hier jedoch super spannend und berührend umgesetzt wurde. Beim Lesen hatte ich mehrmals eine Gänsehaut und musste das Grauen erst einmal sacken lassen. Für mich eine überaus gelungene postapokalyptische Geschichte mit queeren Passagen, die es auch auf die große Leinwand schaffen sollte.
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Bibliografie:

AutorIn: Rory Power
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-70608-7
Reihe: -
Genre: Dystopie, Roman, Survival-Thriller
Erscheinungsdatum: 01.09.2022
Seitenanzahl: 352
Format: Print: 18,00 € / E-Book: 4,99 €
Leseprobe: Blick ins Buch
Leseexemplar: Ja

Rezension: © RO, Julie
Grafik: © RO, ars.apparendi
Cover Original: © Piper Verlag
 
 

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